Die arterielle Hypertonie, umgangssprachlich auch Bluthochdruck genannt, ist ein stiller Killer. Sie verursacht meist keine Beschwerden und bleibt dadurch für lange Zeit unentdeckt. Oft ist sie nur ein Zufallsbefund im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung. Bis zu ihrer Entdeckung kann sie jedoch bereits enorme Schäden verursacht haben.
Arteriellen Hypertonie
Der Blutdruck wird durch Regelzentren im Zwischenhirn sowie verlängertem Rückenmark gesteuert. Er wird durch die Pumpleistung des Herzens erzeugt und ist von dessen Förderleistung und Lumenweite abhängig.
Der Blutdruck besteht aus zwei Werten – der erste, höhere Wert ist der so genannte systolische Blutdruck. Das ist der höchste in den Gefäßen vorliegende Druck, wenn das Herz maximal kontrahiert ist. Der zweite, niedrigere Wert ist der diastolische Blutdruck. Dieser Wert beschreibt die niedrigste arterielle Druckbelastung unmittelbar vor der nächsten Herzkontraktion.
Auch wenn nur ein Wert erhöht ist, liegt bereits eine Bluthochdrucksituation vor. Bei systolisch erhöhtem Druck spricht man von einer systolischen Hypertonie, bei diastolisch erhöhtem Wert von einer diastolischen Hypertonie. Erstere betrifft in den meisten Fällen ältere Menschen, während die diastolische Hypertonie vor allem bei jungen Patienten vorherrschend ist.
Gemäß der Einteilung der Weltgesundheitsorganisation liegt der optimale Blutdruck unter 120/80 mmHg, als normal wird ein Wert bis zu 130/85 mmHg eingestuft. Bis 140/90 mmHg wird der Blutdruck als hochnormal bezeichnet.
Die arterielle Hypertonie wird in drei Schweregrade eingeteilt. Werte bis zu 160/100 mmHg beschreiben eine leichte Hypertonie, Werte bis 180/100 mmHg eine mittelschwere Hypertonie. Blutdruckwerte ab 180/110 mmHg gelten als schwere arterielle Hypertonie.
Normalwerte
Die Normalwerte des Blutdrucks liegen bei 120 / 80 mmHg. Die Blutdruckwerte werden in den systolischen und den diastolischen Blutdruck gemessen.
Tabelle
Die Normalwerttabelle der WHO gibt an, welcher systolischer und diastolischer Blutdruck ideal ist:
Blutdruck | systolisch (mmHg) | diastolisch (mmHg) |
niedrig (Hypotonie) | < 105 | < 65 |
optimal | 105 bis 120 | 65 bis 80 |
normal | 120 bis 129 | 80 bis 84 |
hoch-normal | 130 bis 139 | 85 bis 89 |
leichte Hypertonie | 140 bis 159 | 90 bis 99 |
mittlere Hypertonie | 160 bis 179 | 100 bis 109 |
schwere Hypertonie | 180 + | 110 + |
Der Blutdruckwert wird in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) gemessen.
Formen des Bluthochdrucks
Es gibt zwei Formen der Hypertonie:
Primäre Hypertonie
Die primäre Hypertonie tritt ohne erkennbare Ursache auf. Sie ist die häufigste Form des Bluthochdrucks mit über 90 % der Betroffenen. Meist spielt bei der primären Hypertonie das Zusammenspiel vieler Faktoren eine Rolle – beispielsweise Übergewicht, Nikotinkonsum und ungesunde, oft salzreiche Ernährung. Oft liegt bei den Betroffenen eine erbliche Veranlagung vor – fast zwei Drittel aller primären Hochdruckpatienten haben in der engeren Blutsverwandtschaft Hypertoniker.
Sekundäre Hypertonie
Die sekundäre Hypertonie ist nicht als eigenständige Diagnose, sondern mehr als Symptom einer bestehenden Grunderkrankung zu sehen. Sie tritt bei Kindern häufiger auf als bei Erwachsenen. Oft tritt die sekundäre Form der Hypertonie im Rahmen einer höhergradigen Verengung der Nierenarterien (Arteria renalis) auf. Durch die verminderte renale Durchblutung schüttet die Niere vermehrt das Enzym Renin aus, welches eine blutdrucksteigernde Wirkung hat. Seltenere Ursachen stellen verschiedene Arten von hormonell aktiven Tumoren dar, beispielsweise das Phäochromozytom. Dabei handelt es sich um eine meist benigne (gutartige) Tumorerkrankung; maligne Ausläufer sind mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 10 % eher selten.
Die Folgeschäden können bei beiden Formen enorm sein: Bluthochdruck kann sowohl Herzinfarkt, Schlaganfall, Schäden an Augen und Gefäßen als auch Hirnblutungen verursachen.
Blutdruckwerte richtig messen
Obwohl die Messung des Blutdrucks absolut schmerzfrei, einfach in der Handhabung und für jedermann zu Hause selbstständig machbar ist, messen nur wenige Menschen regelmäßig ihren Blutdruck. Dabei sind genau eine frühzeitige Erkennung und Behandlung oft entscheidend.
Um aussagekräftige Werte zu erhalten, sollte der Blutdruck regelmäßig und immer in Ruhe gemessen werden. Empfehlenswert ist auch, anfangs an beiden Armen Messungen durchzuführen – oft kommen hierbei unterschiedliche Werte zur Darstellung. Richtwert sollte immer der höhere Wert sein und der Blutdruck immer an der Hand gemessen werden, welche den höheren Wert aufweist.
Blutdruckmessgerät
Wichtig ist ebenso die Auswahl des richtigen Blutdruckmessgerätes – Oberarmmessgeräte liefern erfahrungsgemäß genauere Messdaten als Geräte für das Handgelenk. Trotzdem gibt es bei der Auswahl einiges zu beachten – neben einfacher Bedienbarkeit des Gerätes und Lesbarkeit des Displays ist vor allem die Wahl der Messmanschette ausschlaggebend. Für kräftigere Oberarme müssen andere Manschetten verwendet werden, als für Arme mit geringerem Umfang. Das Verwenden ungeeigneter Druckmanschetten kann zu falschen Messergebnissen führen. Am besten lässt man sich hier vom Hausarzt bzw. der Apotheke beraten.
Idealerweise sitzt der Patient vor der Messung entspannt fünf Minuten, um seinen Blutdruck auf den Ruhepuls zu senken. Die Manschette des Blutdruckmessgerätes muss auf Herzhöhe angebracht, der Arm entspannt am Tisch oder einer anderen Unterlage abgelegt werden. Die Sitzhaltung sollte aufrecht und für den Patienten bequem sein. Jetzt können mit einer zwischenzeitlichen Pause von etwa 30 Sekunden zwei bis drei Messungen durchgeführt werden – maßgeblich ist der Durchschnittswert der letzten beiden Messungen. Die Werte sollten zur Therapiekontrolle bzw. Diagnosefindung in einem Blutdruckpass dokumentiert und dem Arzt vorgelegt werden.
Bei bestehendem Verdacht auf Vorliegen einer arteriellen Hypertonie besteht die Möglichkeit einer Langzeit-Blutdruckmessung. Hierbei wird dem Patienten ein tragbares Blutdruckmessgerät angelegt, welches tagsüber und auch nachts in stündlichen Abständen selbstständig den Blutdruck misst und speichert. Die nachfolgende Auswertung lässt somit auch Rückschlüsse über die Tag-Nacht-Absenkung zu.
Behandlung und Therapie
Bei der Behandlung der primären Hypertonie sollten an erster Stelle immer Allgemeinmaßnahmen stehen, wie zum Beispiel regelmäßiges Ausdauertraining, mediterrane Ernährung und salzarme Diät. Bei übergewichtigen Patienten empfiehlt sich ebenfalls eine Gewichtsreduktion, dazu kann auch ein Rehabilitationsaufenthalt dienlich sein. Sollte trotz aller Maßnahmen nur eine unzureichende Senkung des Blutdruckes erreichbar sein, ist nach Ausschluss einer möglichen sekundären Ursache die Einleitung einer medikamentösen antihypertensiven Therapie notwendig.
In der modernen Medizin werden hier vor allem ACE-Hemmer, Betablocker, Kalziumantagonisten und Angiotensinrezeptorblocker eingesetzt. Hierbei gilt es allerdings zu beachten, dass jeder Patient auf die einzelnen Präparate anders anspricht, eine genaue Dosisfindung und Therapielinie muss hier gemeinsam mit dem Arzt anhand regelmäßiger Blutdruckkontrollen mit Dokumentation der Werte erfolgen.
Das Augenmerk bei der Therapie der sekundären Hypertonie sollte auf die Behandlung der Grunderkrankung gelegt werden. So können beispielsweise Nierenarterienstenosen im Rahmen einer angiographischen Intervention wiedereröffnet und bei Bedarf mit einem Stent versorgt werden. Mit dem renalen Blutdurchfluss reguliert sich auch das Blutdruckverhalten wieder.
Für fachkundige Informationen sollten Sie sich unbedingt direkt an einen Arzt wenden! Alle Angaben und Informationen sind ohne Gewähr.